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Du liest: Cannabis und Alkohol: Was beim Mischkonsum geschieht

Cannabis und Alkohol gehören längst zum Alltag vieler Menschen. Aber was passiert, wenn beides gleichzeitig konsumiert wird? Welche Risiken entstehen daraus für die Gesundheit? Und was ist im Vergleich schädlicher? Dieser Artikel beleuchtet die Kombination anhand aktueller Studien – mit dem Ziel, einen Blick auf ein weit verbreitetes, aber bislang wenig verstandenes Konsumverhalten zu werfen. 


Das Wichtigste in Kürze:

Mischkonsum verstärkt Wirkungen: Alkohol kann die Aufnahme von THC erhöhen – die Cannabis-Wirkung wird dadurch intensiver und schwerer kontrollierbar.

Green-Outs sind keine Seltenheit: Übelkeit, Schwindel und Kreislaufprobleme treten beim Mischkonsum häufiger auf – teils wegen der unterdrückten Warnsignale des Körpers.

Subjektiv mehr betrunken, nicht „mehr high“: Das Gefühl der Betrunkenheit verstärkt sich, das High hingegen bleibt meist gleich oder fällt schwächer aus.

Frauen reagieren sensibler: In ersten Studien benötigten Frauen beim Mischkonsum weniger Cannabis für denselben Effekt – biologische Unterschiede sind wahrscheinlich.

Höherer Konsum, riskanteres Verhalten: Wer regelmäßig mischt, konsumiert tendenziell mehr – sowohl Cannabis als auch Alkohol – und neigt eher zu impulsiven Handlungen.

Straßenverkehr besonders gefährlich: Die Kombination erhöht das Unfallrisiko deutlich – stärker als jede Substanz für sich allein.

Wenn Alkohol auf Cannabis trifft, überschneiden sich nicht nur zwei psychoaktive Substanzen – sondern auch ihre Wirkmechanismen. Der sogenannte Mischkonsum, in der Fachliteratur auch „multipler Substanzgebrauch“ genannt, bezeichnet den gleichzeitigen oder zeitlich nah beieinanderliegenden Konsum mehrerer Substanzen ("Drogen"), deren Wirkungen sich überlagern können. Die Kombination von Cannabis und Alkohol – umgangssprachlich auch als „Crossfading“ bekannt – gehört zu den häufigsten Konstellationen, gerade im Freizeitbereich.

Mit der bevorstehenden oder bereits umgesetzten Cannabis-Legalisierung in mehreren Ländern rückt der Mischkonsum zunehmend in den Blick der Wissenschaft. Was auf den ersten Blick wie eine gängige Praxis erscheinen mag, birgt bei genauerer Betrachtung eine Reihe nicht unerheblicher Risiken. Die Forschung dazu ist bislang überschaubar, doch es mehren sich Hinweise darauf, dass sich die Wirkungen beider Substanzen gegenseitig verstärken oder in unerwarteter Weise verändern können.

Cannabis und Alkohol – eine Wechselwirkung mit Folgen

In einer Studie aus dem Jahr 2015 untersuchten Wissenschaftler*innen der American Association for Clinical Chemistry, wie sich Alkohol auf den THC-Spiegel im Blut auswirkt. Die Teilnehmenden – insgesamt 19 Personen – erhielten entweder Alkohol, Cannabis oder beides. Das Ergebnis: Bei jenen, die beide Substanzen konsumiert hatten, waren die THC-Werte signifikant höher als bei jenen, die ausschließlich Cannabis konsumierten.

Zwar ist die Stichprobe klein, doch das Resultat legt nahe, dass Alkohol die Aufnahme von THC im Körper begünstigen könnte – und damit auch die Wirkung. Inwiefern dieser Effekt in größer angelegten Studien und unter realitätsnäheren Bedingungen ebenfalls beobachtbar wäre, bleibt offen. Klar ist jedoch: Ein erhöhter THC-Spiegel steht im Zusammenhang mit stärkeren Nebenwirkungen und einem möglicherweise erhöhten Psychose-Risiko und Risiko für Persönlichkeitsveränderungen.

Green-Out: Die stille Gefahr im Rausch

Ein weiteres Phänomen, das im Zusammenhang mit dem Mischkonsum beschrieben wird, ist das sogenannte „Green-Out“. Gemeint sind körperliche Reaktionen wie Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufprobleme, die vor allem dann auftreten, wenn beide Substanzen in kurzer Zeit und in höheren Mengen konsumiert werden.

Interessanterweise wirkt Cannabis bei vielen Menschen antiemetisch – also gegen Übelkeit. Diese Wirkung wird in der medizinischen Anwendung gezielt genutzt, etwa zur Linderung der Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Im Zusammenspiel mit Alkohol allerdings kann genau diese Eigenschaft zum Problem werden: Der Körper unterdrückt den Brechreiz – was die Gefahr einer unbemerkten Alkoholvergiftung erhöht.

Wenn der Mischkonsum mehr auslöst als geplant

Wie sich Alkohol und Cannabis im Zusammenspiel auswirken, hängt aber auch stark von der individuellen Veranlagung ab – etwa von der Toleranz gegenüber den jeweiligen Substanzen, deren Dosierung und Darreichungsform sowie dem zeitlichen Abstand des Konsums.

Eine US-amerikanische Befragung von 315 jungen Erwachsenen legt nahe, dass der Mischkonsum zu verstärkten negativen Effekten führen kann. Die Befragten berichteten von Schwindel, Ungeschicklichkeit, Konzentrationsproblemen und einem verstärkten Betrunkenheitsgefühl. Das "High" selbst jedoch wurde nicht als intensiver wahrgenommen – im Gegenteil: Es war bei separatem Cannabiskonsum am ausgeprägtesten.

Alkohol und Cannabis: Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?

Die meisten Studien berücksichtigen bislang keine oder nur wenige geschlechtsspezifische Unterschiede im Erleben des Mischkonsums. Eine kleinere Untersuchung aus dem Jahr 2021 liefert jedoch erste Hinweise darauf, dass Frauen bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol und Cannabis empfindlicher reagieren könnten.

In der Studie konsumierten 28 regelmäßige Nutzer*innen beider Substanzen jeweils bis zum Erreichen ihres gewohnten Rauschlevels. Frauen benötigten in der Kombination eine geringere Menge an Cannabis als Männer, um denselben Effekt zu verspüren. Bei reinem Cannabiskonsum ohne Alkohol waren die Unterschiede hingegen nicht messbar. Die Ergebnisse deuten auf mögliche biologische Unterschiede in der Wechselwirkung der beiden Substanzen hin – sind aufgrund der begrenzten Datenlage aber vorsichtig zu interpretieren.

Verändert der Mischkonsum das Konsumverhalten?

Eine größere US-amerikanische Befragung aus dem Jahr 2019 untersuchte, ob Personen, die regelmäßig Cannabis und Alkohol gemeinsam konsumieren, auch generell zu einem höheren Substanzgebrauch neigen. Tatsächlich zeigte sich: Teilnehmende, die beides kombinierten, tranken häufiger und mehr Alkohol als jene, die nur Alkohol konsumierten. Auch der Cannabiskonsum war intensiver. Zudem traten vermehrt Verhaltensweisen auf, die später als problematisch eingeschätzt wurden – etwa impulsive Entscheidungen unter Einfluss.

Risiken im Straßenverkehr

Ein besonders sensibler Bereich ist der Straßenverkehr. Eine kanadische Analyse von Unfallstatistiken aus den USA (1991–2008) zeigt, dass die Kombination von Alkohol und Cannabis mit einem erhöhten Risiko für gefährliche Fahrmanöver einhergeht. Dabei wurde die Wahrscheinlichkeit für unsichere Verhaltensweisen (z. B. riskante Spurwechsel) sowohl bei reinem Alkoholkonsum als auch bei Cannabis erhöht – bei gleichzeitiger Einnahme stieg sie noch einmal deutlich an. Mit jedem Anstieg des Blutalkoholspiegels nahm die Gefährdung überproportional zu.

Tipp:

Mehr zum Thema Cannabis im Straßenverkehr findest du in unserem Artikel “Mit medizinischem Cannabis auf Rezept Auto fahren?

Alkohol oder Cannabis – was ist schädlicher für den Körper?

Eine Studie aus 2021 deutet darauf hin, dass Alkohol das Gehirn auf Dauer stärker beeinträchtigt als Cannabis. Besonders deutlich zeigen sich die Unterschiede bei langfristigen strukturellen Veränderungen.

Alkoholkonsum wirkt sich negativ auf die graue Substanz aus und hemmt die Reifung der weißen Substanz – beides essentiell für kognitive Prozesse und die Vernetzung von Nervenzellen. Besonders empfindlich reagieren Hirnbereiche wie der Frontallappen und das Kleinhirn. Je jünger der Einstieg und je häufiger der Konsum, desto schwerwiegender die Folgen.

Auch Cannabis beeinflusst das Gehirn, vor allem Regionen wie den Hippocampus und die Großhirnrinde. Die Veränderungen sind meist weniger stark und teilweise reversibel – etwa dann, wenn über längere Zeit kein Konsum stattfindet. Dennoch kann regelmäßiger oder sehr früher Konsum auch hier Entwicklungsprozesse im Gehirn stören.


FAQ

Was passiert beim gleichzeitigen Konsum von THC und Alkohol?

Beim Mischkonsum kann Alkohol die Aufnahme von THC im Körper erhöhen – das führt oft zu einer stärkeren und unberechenbaren Wirkung. Gleichzeitig steigt das Risiko für Übelkeit, Koordinationsprobleme, kognitive Einschränkungen und eine mögliche Alkoholvergiftung. Besonders problematisch: Der Körper erkennt durch die Wirkung von Cannabis Warnsignale wie den Brechreiz womöglich zu spät. Vom gleichzeitigen Konsum ist daher abzuraten.

Ist die Kombination von Alkohol und Cannabis gefährlich?

Ja, die gleichzeitige Einnahme beider Substanzen gilt als riskant. Der Mischkonsum kann körperliche Beschwerden wie Schwindel, Übelkeit und Kreislaufprobleme auslösen und das Risiko für Unfälle deutlich erhöhen – insbesondere im Straßenverkehr. Alkohol kann die Wirkung von THC verstärken, während Cannabis den natürlichen Schutzmechanismus gegen Alkoholvergiftung – den Brechreiz – unterdrücken kann.

Welche Auswirkungen hat die Kombination von Cannabis und Alkohol auf einen Kater?

Ein klarer wissenschaftlicher Konsens fehlt bislang, aber Erfahrungsberichte deuten darauf hin: Wer Alkohol und Cannabis kombiniert, könnte am nächsten Tag mit einem verstärkten Kater rechnen. Typische Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erschöpfung oder Konzentrationsprobleme können intensiver auftreten. Ein möglicher Grund: Der erhöhte THC-Spiegel durch den gleichzeitigen Alkoholkonsum kann den Körper stärker belasten, ebenso wie die veränderte Schlafarchitektur. Zudem kann Cannabis am Abend den Eindruck eines milderen Rauschs vermitteln – was dazu führt, dass mehr Alkohol konsumiert wird als sonst.

Wie wirkt sich der Mischkonsum auf das subjektive Erleben aus?

Studien zeigen: Wer Alkohol und Cannabis gleichzeitig konsumiert, fühlt sich oft stärker betrunken, als es beim alleinigen Alkoholkonsum der Fall wäre. Gleichzeitig berichten viele Konsumierende von Schwindel, Verwirrung, Konzentrationsproblemen und einem insgesamt stärkeren Kontrollverlust. Interessanterweise wird das typische „High“-Gefühl von Cannabis nicht als intensiver empfunden – im Gegenteil: Es war in Studien am ausgeprägtesten, wenn Cannabis allein konsumiert wurde. Das subjektive Erleben beim Mischkonsum ist also häufig unangenehmer, diffuser und schwerer einzuschätzen als bei einzelnen Substanzen.


Quellen

Alcohol and Cannabis Use and the Developing Brain (Lees B, Debenham et al., 2021)

Any dose of alcohol combined with cannabis significantly increases levels of THC in blood (American Association for Clinical Chemistry (AACC), 2015)

Influence of ethanol on cannabinoid pharmacokinetic parameters in chronic users (Toennes, Schneider et al., 2011)

Alkohol tötet alle 12 Sekunden einen Menschen

Simultaneous Use of Alcohol and Marijuana: Patterns and Individual Differences (Linden-Carmichael, Stamates et al., 2019)

Differences in reporting of perceived acute effects of alcohol use, marijuana use, and simultaneous alcohol and marijuana use (Lee, Cadigan et al., 2017)

Sex differences in the acute pharmacological and subjective effects of smoked cannabis combined with alcohol in young adults (Wright, Wickens et al., 2021)

The combined effects of alcohol and cannabis on driving: Impact on crash risk (Dubois, Mullen et al., 2015)

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